Unterhalb des Bahnhofs Bern der SBB wird seit 2017 der neue unterirdische Bahnhof des Regionalverkehrs Bern-Solothurn RBS gebaut. Im Zentrum des anspruchsvollen Projekts steht die Integration der neuen Anlage in den bestehenden Hauptbahnhof. Entsprechend hohe Anforderungen werden an die Sicherheit gestellt. Nachweise durch die Simulation von Entrauchung und Entfluchtung zeigen, dass die Sicherheit im Ereignisfall gewährleistet ist.
Autoren: Guido Rindsfüser und Mathias Kost. Beide sind bei der SSI-Mitgliedfirma Emch+Berger tätig.
Der Bahnhof Bern ist nach Zürich der zweitgrösste Bahnhof der Schweiz und wichtige Drehscheibe im nationalen und internationalen Bahnverkehr. Zudem finden sich hier, im Knoten Bern konzentriert, die wichtigen Verknüpfungen zu den kantonalen und städtischen Feinverteilern im ÖV, zum Fuss- und Veloverkehr sowie eine Fülle kommerzieller Nutzungen und Dienstleistungsangebote.
Mit dem Jahrhundertprojekt «Zukunft Bahnhof Bern» wird der Knoten Bern momentan so ausgebaut, dass er die zukünftigen Anforderungen aufgrund der prognostizierten Entwicklungen erfüllen kann. Heute stösst er betrieblich und räumlich an seine funktionalen und sicherheitsrelevanten Grenzen. Davon sind nicht nur Bahn- und Publikumsanlagen im Bahnhof betroffen, es werden neben weiteren Massnahmen an vorgelagerten bahnseitigen Anlagen auch Massnahmen im städtischen Raum erforderlich. Die Massnahmen auf dem Bahnhofsgelände beinhalten den Neubau Bahnhof Bern RBS und den Neu-/Umbau der Publikumsanlagen Bahnhof Bern SBB.
Neuer Bahnhof RBS
Unter den heutigen Gleis-, Perron- und Publikumsanlagen der SBB wird der neue Bahnhof RBS als Kopfbahnhof gebaut. Zwei miteinander, durch so genannte Verteilebenen, verbundene Kavernen beinhalten je einen Mittelperron mit entsprechenden Gleisanlagen und Zugängen. Von den Perrons erreichen die Fahrgäste über jeweils zwei Aufgänge die zwei geplanten Verteilebenen. Von dort aus verbinden je zwei Rolltreppenanlagen und je ein Lift diese Verteilebenen mit den neuen Publikumsanlagen der SBB.
Das bereits in Umsetzung befindliche Projekt basiert neben der Erfüllung und Abstimmung einer Vielzahl technischer, betrieblicher, räumlicher, baulicher und weiterer Anforderungen und der Berücksichtigung mindestens ebenso vieler Rahmenbedingungen massgeblich auf den Anforderungen der zukünftigen Kunden, der Fahrgäste und deren Sicherheit. Kurze Wege zwischen den Verkehrsträgern und den städtischen Nutzungen sowie Mindestansprüche an Komfort und Qualität der Nutzung waren ebenfalls wichtige Kriterien für die Erarbeitung der Dimensionen und Geometrien der Infrastrukturen.
Simulationen als Werkzeuge der Planung und Teil der Nachweisverfahren im Brandschutz
Die Erbringung der erforderlichen Nachweise im Brandschutz eines solchen komplexen Projektes erforderte eine kombinierte Prüfung möglicher entstehender Verrauchungssituationen und Evakuierungsabläufe. Die Einflüsse der Verrauchung wurden teils als Grundlage für die aufzubauenden Simulationen der Personenströme während der Evakuierung verwendet, indem beispielsweise Zugänge als nicht benutzbar definiert wurden. Aus der Evakuierungssimulation der unterschiedlichen Szenarien wurden Erfordernisse erkennbar, auf deren Basis Massnahmen im Brandschutz oder Betrieb konzipiert wurden, die dann wiederum erneute Entrauchungssimulationen erforderten. Letztendlich konnten durch diesen gemeinsamen und teils iterativen Prozess die Nachweise erbracht und entsprechende Massnahmen geplant werden.